Wiener Tango

(Arbeitstitel)

Seit Jahren arbeite ich an einem Roman mit diesem Titel. Vielleicht kann ich ihn im nächsten Jahr abschließen.

Florian Keidl, einer der Akteure ist charakterlich schon gut erfasst. Nach einer bitteren Liebesenttäuschung verliebt er sich gegen alle Vorsätze aufs Neue. Hier ein ganz kurzer Ausschnitt:

"Und dann fiel wieder die Liebe über ihn her wie ein Schwarm goldener Vögel, golden, da von der späten Sonne beschienen, landeten sie im Sommerflieder, der sich unter ihrer Last zur schon schattigen Erde beugte.

Sie schnatterten, piepsten, ratlos in den wippenden Zweigen, stoben nach einer Weile rauschend davon und Florian Keidl erhob sich mit ihnen, mit den Goldvögeln, hoch über die aufatmenden Zweige."

Warum ich diese wenigen Zeilen hier zitiere?

Es war ein persönliches Erlebnis, das ich vor sehr langer Zeit hatte. Ich schätze es liegt etwa dreißig Jahre zurück. Es war eine Schwarm grauschwarzer Wacholderdrosseln, der in meinen Garten einfiel und den Strauch einer Felsenbirne niederdrückte. Es war ein unheimliches, bedrohliches Erlebnis, beklemmend und an Hitschcocks die Vögel erinnernd. Jetzt im Romanentwurf erfolgt die Transformation in ein goldenes, Glück erzeugendes Ereignis.

Mit diesem Beispiel, will ich zeigen, wie auch tief in der Vergangenheit liegende persönliche Erlebnisse Eingang in einen literarischen Text finden können. Auch bei erfundenen Geschichten lässt sich diese Verschränkung von Fiktion und persönlicher Realität nicht durchgängig vermeiden. Und so soll es auch sein. Nur so erhalten literarische Texte eine glaubhafte, lebendige Authentizität.